International

Israel: Putins Ex-Sonderbeauftragter gründet Zentrum für Russische Studien in Tel Aviv

Anatoli Tschubais, der frühere Sonderbeauftragter des russischen Präsidenten für die Beziehungen zu internationalen Organisationen, hat Russland im Jahr 2022 verlassen. Jetzt gründet er ein Zentrum für russische Studien an der Universität Tel Aviv.
Israel: Putins Ex-Sonderbeauftragter gründet Zentrum für Russische Studien in Tel AvivQuelle: Sputnik © Alexander Krjaschew

An der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Tel Aviv hat das Zentrum für russische Studien seine Arbeit aufgenommen, wobei der frühere Sonderbeauftragter des russischen Präsidenten für die Beziehungen zu internationalen Organisationen Anatoli Tschubais als "Organisator einer Sponsorengruppe" fungiert. Dies teilte der Pressedienst der Universität mit.

Demnach soll das Zentrum die moderne Geschichte Russlands erforschen – ihre wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Aspekte. Als Hauptaufgabe wird eine umfassende Untersuchung "der möglichen Zukunft Russlands auf der Grundlage einer Analyse der Ereignisse seiner jüngsten Vergangenheit" genannt. Das Projekt sei unpolitisch und auf rein akademische Forschung ausgerichtet.

Tschubais selbst äußerte sich gegenüber dem ehemaligen Chefredakteur des mittlerweile aufgelösten Radiosenders Echo Moskwy Alexei Wenediktow wie folgt:

"Zum zweiten Mal in den letzten 35 Jahren ändert Russland seinen Entwicklungsweg in die entgegengesetzte Richtung. Es ist jetzt sehr wichtig, über Emotionen, persönliche Schicksale und politische Vorlieben hinauszugehen und zu versuchen, unsere jüngste Geschichte neu zu verstehen, um die gemachten Fehler nicht zu wiederholen. Nur so können Lehren gezogen werden, die in der Zukunft gefragt sein werden."

Tschubais ist seit vielen Jahren Politiker. Nach dem Zerfall der Sowjetunion war er für die Wirtschaftsreformen zuständig und 1997 kurzzeitig auch Finanzminister. Seit 2008 war er Leiter des staatlichen Technologieunternehmens Rosnano. Ab 2020 war er Sonderbeauftragter des Kremls. Kurz nach Beginn des Krieges in der Ukraine trat er von diesem Posten zurück und setzte sich ins Ausland ab. Medienberichten zufolge war er mit dem Krieg nicht einverstanden. Aus dem Kreml hieß es damals lediglich, Tschubais sei "auf eigenen Wunsch" gegangen.

Im September 2023 erklärte Putin, Tschubais sei aus Russland "geflohen" und verstecke sich "aus irgendeinem Grund" im Ausland. Der russische Präsident brachte seine Ausreise mit Ermittlungen gegen Rosnano in Verbindung.

Die Zeitung Haaretz schrieb unter Berufung auf Quellen, Tschubais habe sich seit seiner Ausreise aus Moskau in Israel niedergelassen. Der Dekan der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tel Aviv Itai Sened, der das neue Zentrum leitet, sagte im Februar, dass Tschubais "keinen Einfluss auf die Zukunft Russlands hat und auch nicht haben will", sondern "versucht, Ressourcen anzuziehen, um zu versuchen, die Zukunft Russlands zu verstehen". Er sehe nichts Verwerfliches darin, dass eine Person, die in Russland hohe Ämter bekleidet habe, Sponsor des neuen Zentrums sei. "Tschubais kam mit dieser Idee zu uns und half uns, einen Teil der Finanzierung aufzubringen", betonte er.

Mehr zum ThemaBericht: Putins ehemaliger Sonderbeauftragter zur Rehabilitation nach Deutschland gereist

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.